Georges Binger elternhaus lag am Nahekai · durch den vorgelagerten garten aber nicht direkt an der strasse. Der eingang war zugänglich über eine schmale gasse: die Hintere Grube (in der mitte der rechten bildhälfte). Der vater hatte es gekauft als Etienne fünf jahre alt war. Mit vierzehn jahren wechselte er auf das gymnasium in Darmstadt wo er auch wohnte. Seitdem kam er nur noch besuchsweise nach Bingen. Nach dem tod der eltern lebte die schwester Anna allein in dem haus. Als sie 1938 starb löste Robert Boehringer - Georges erbe - die restlichen hypotheken ab und schenkte das anwesen der stadt. Sechs jahre später wurde es bei einem bombenangriff zerstört.
Hier traf George zum ersten mal auf Maximilian Kronberger. Die nachahmung des römischen Konstantinsbogen feiert den sieg des bayrischen königs - Maximilian ( ! ) - von 1815 und wurde 1850 von dessen enkel - natürlich ebenfalls einem Maximilian - der stadt München geschenkt. Die inschrift "DEM BAYERISCHEN HEERE" ehrt aber nicht den herrscher sondern die untertanen. Solch vornehme bescheidenheit ist in der demokratie des jahres 2025 der hybris jener gewichen die sich als künftige herrscher sehen und in ihren projektionen nur ihr eigenes konterfei inszenieren. Von dem als leinwand missbrauchten Siegestor wissen die barbaren nichts: die täter so wenig wie die zuschauer. Zeugnisse des niedergangs sind beide.
Die untertanen hätten die schändung ihres ehrwürdigen denkmals mit einer revolution beantwortet. Ihre "Bürger" genannten nachfahren zucken die schultern.
Ganz „kritische” leser mögen zulezt einen besitzanspruch heraushören der dem in 7318 dargestellten verhältnis aber eigentlich entgegenstünde. Zwingend wäre diese lesart nicht · wol aber auch nicht unzutreffend wenn man in die voraussage nicht etwas unangemessenes hineinlegt sondern in ihr die gewissheit erkennt dass auf Boehringers klugheit und tüchtigkeit immer verlass sein würde. Denn so unbeirrt wie Boehringer haben nicht viele ihr ganzes leben George gewidmet und darüber hinaus ein so „weitgefächertes Lebenswerk" geschaffen, dass der deutsche bundespräsident Scheel 1974 fragte „wie das alles in einem Menschenleben Platz hat, selbst wenn es nun schon neunzig Jahre währt" (G. P. Landmann o.J., 141).
Ein schmaler steg führte nach rechts zu einem aufzug der Le Pecq mit der terrasse verband. So war sie auch vom tal der Seine aus leicht zu erreichen.
Max blickte durchaus nicht ständig auf sein smartphone. Kranz und hirtenstab gehörten zu seinem aufzug bei Henry v. Heiselers maskenfest im februar 1904 wo er einen Florentiner edelknaben darstellte der George als Dante begleitete (vergleiche Gremm 2023, 56f.)
Ruskin beschreibt den kirchturm als höchsten dreier weithin sichtbarer türme.
Die anderen waren der belfried (glockenturm) des alten rathauses (das berühmte neue rathaus im neuflämischen stil mit dem noch berühmteren glockenturm wurde erst nach dem weltkrieg errichtet) und der leuchtturm (wieder gibt es einen neuen - seit 1848 - doch hier ist der alte der berühmtere und er steht heute noch: der hochmittelalterliche Tour de Guet. Die höhe des kirchturms erreichen beide nicht). Dass die denkmalpflege den ursprünglichen zustand eines baudenkmals bewahren sollte - am besten auch seine patina - war ein grundsatz der auf Ruskin zurückgeht. Den damals noch neuartigen respekt vor einem baudenkmal lässt gerade T116 gut erkennen. In der nun wieder im niedergang begriffenen kultur ist davon nicht mehr viel übrig: der dekadenten politischen kaste Berlins taugen selbst die ehrwürdigsten bauten allenfalls noch als projektionsfläche ihrer wahlpropaganda - die menge findet nichts dabei.
Malerisch spiegelt sich die barocke pfarrkirche San Quirico mit ihrem romanischen glockenturm im Lago Maggiore. Sie gehört zu Rivapiana · einem ortsteil von Minusio im kanton Tessin und war von Georges Molino dell’Orso leicht zu erreichen. Auf dem friedhof von Minusio wurde George am sechsten dezember 1933 in den frühen morgenstunden beigesezt.
Die farbige ansichtskarte (mit poststempel vom vierten dezember 1948) schickte Robert Böhringer an seinen bruder Erich der in Göttingen einen lehrstuhl für klassische archäologie innehatte. Die pralle buntheit bestätigt was George längst wusste: dass der technische fortschritt den zauber zerstört.
05 LEGENDEN 051-3
051 LEGENDEN I ERKENNTNIS
siehe: Fünf jugendbilder
052 LEGENDEN II FRÜHLINGSWENDE
siehe: Fünf jugendbilder
053 LEGENDEN III DER SCHÜLER
siehe: Fünf jugendbilder